Am 3. & 4. Juni 2019 feiert die deutsche Meet Magento zehnjähriges Jubiläum und wird erstmalig von der TechDivision GmbH veranstaltet. Über die Jahre hat sich die Veranstaltung zu einem der größten Magento-Events weltweit entwickelt. Jahr für Jahr wird die Meet Magento DE von Händlern, Herstellern, Entwicklern, Agenturen, Serviceprovidern sowie von Entscheidern und Meinungsbildnern der Szene besucht. Dabei vereint das Event an zwei Tagen auf fünf verschiedenen Bühnen sowohl Business- als auch technische Themen. 

 

Einer der Speaker in diesem Jahr ist Johannes Altmann. Anna-Maria Müller, Head of Meet Magento DE, hat mit Hannes über E-Commerce, Magento und seinen Vortrag auf der Meet Magento gesprochen. Erfahrt in diesem Interview mehr über Hannes, seine Prinzipien, woher er sich Inspiration holt und seinen peinlichsten Business-Moment.

 

 

 

Anna: Wer ist Johannes Altmann – als Mensch, als Usability-Experte, als Speaker etc.? Was interessiert dich? Was treibt dich um?

 

Hannes: Ich bin am Tegernsee geboren und wohne zwischen den Bergen des Skigebiets Spitzingsee und dem Schliersee in Oberbayern. Genau da, wo manch anderer Urlaub macht! Bei uns gibt es kein Afterwork und auch keine coolen Büros, aber Freunde aus Kindergartenzeiten, Familie und viele Möglichkeiten für Winter- und Sommersport. Ich habe nicht studiert, sondern durfte mit 16 als Industriekaufmann beim Markenartikler Zweckform anfangen – die haben mir freundlicherweise eine Marketingausbildung spendiert. Als ich bei Gruner+Jahr für die Entwicklung von digitalen Preisvergleichsmodellen verantwortlich wurde, war ich der Jüngste in jedem Meeting. Heute bin ich mit 41 Jahren im Mittelfeld bei Meetings, hab aber die Hälfte meines Lebens digitale Produkte entwickelt und Shops aufgebaut. Mich interessieren Menschen und Marken. Marken, weil ich sie als Kind nicht haben durfte, aber immer eine besondere Begehrlichkeit weckten und Menschen… hm jeder Mensch ist eine Marke. Aus diesem Grund hat mich wohl die Usability einer Website immer mehr interessiert als die Technik oder Suchmaschinenoptimierung. Heute will ich ziemlich besessen wissen, welche Auswirkung exzellente User Experience auf den Markenwert eines Shops hat. Wie echte Kundenloyalität durch Begehrlichkeit entsteht, wie man Teil der Markenwelt von Endverbrauchern wird, wie Customer Happiness entsteht. Ich lese ca. 50 Bücher pro Jahr, studiere nebenbei Happiness Management, verfolge jede Diskussion unseres Service www.focusgroups.io und schreibe an einem Buch zum Thema.

 

 

Anna: Wer oder was inspiriert dich?

 

Hannes: Mich inspiriert kreative Leistung aller Art – unglaublich was der Mensch machen kann, wenn man ihm die Zeit dazu gibt. Mich faszinieren Menschen, die endlos viele Interessen haben. Simon Brugger – heute bei Spryker – ist vermutlich der hellste Kopf, den ich kenne. Er kann 24/7 Geschichten erzählen, die zum Lachen oder einfach nur erstaunlich sind. Oder Gregor Walter, der sein Unternehmen Pixi verkauft hat und vermutlich zu den wenig glücklichen Exit-Millionären gehört. Er hat die Zeit für Kreativität und wurde durch den Exit eher wieder zum Kind als zum Investor.

Anna: Was war das Peinlichste, das dir im Businessumfeld bisher passiert ist?

Hannes: Ich hab‘ mich früher immer älter gemacht, um etwas Glaubwürdigkeit zu genießen. Gefühlt war ich dadurch 10 Jahre lang dreißig. Später hab‘ ich meine Firma immer größer dargestellt, als sie eigentlich war. Damals war es nicht peinlich und gestört hat es wohl auch keinen – aus heutiger Sicht finde ich es wahnsinnig peinlich.

 

 

Anna: Wir freuen uns sehr, dich am 3. & 4. Juni auf der Meet Magento DE begrüßen zu dürfen. Cool, dass du mit einem Vortrag dabei bist. Was können die Teilnehmer von deinem Talk erwarten? Warum sollten sich die Teilnehmer deinen Talk unbedingt anhören? Wen wirst du damit adressieren?

 

Hannes: Mein Vortrag „Der MVP aus der Hölle“ geht auf unsere neue Arbeitsweise ein. Wir arbeiten agil, organisieren uns anders und haben mehr Methodik. Trotzdem gelingt es selten, den User zur richtigen Zeit ins Projekt zu bringen. Dadurch gehen wertvolle Customer Insights verloren und am Ende haben wir MVPs produziert, die ihren Zweck nicht erfüllt haben. Klingt modern, ist aber trotzdem scheiße. Ich habe lange gegrübelt, um das Problem zu identifizieren. Es liegt nicht an der Ignoranz oder Dummheit der Projektmitarbeiter, sondern am System, in dem wir alle arbeiten. In meinem Vortrag möchte ich von meinen Erkenntnissen erzählen – eigentlich für jeden Teilnehmer interessant, der Shops oder Shop-Entwicklung verantwortet.

Anna: Die Meet Magento DE hat sich in den letzten Jahren zum größten E-Commerce-Event zum Thema Magento im deutschsprachigen Raum entwickelt und findet 2019 das zehnte Jahr in Folge statt. Was ist für dich das Besondere am Event(format)? Wieso freust du dich, dabei zu sein?

Hannes: Die Meet Magento ist 10 Jahre alt und kein Hype mehr, der die Partypeople der e-Commerce Szene anzieht. Wer auf der Veranstaltung ist, hat definitiv Ahnung und volles Interesse am Thema. Das macht die Veranstaltung spannend.

 

 

Anna: Was bedeutet Magento für deine Arbeit?

 

Hannes: Unsere Arbeit hat prinzipiell mit der Systementscheidung wenig zu tun – auch wenn wir immer wieder dazu gefragt werden. Magento bedeutet für mich aber immer, dass eine professionelle Agentur im Projekt ist. Das macht es unglaublich viel einfacher, gute Ideen zu diskutieren und umsetzen zu lassen.

 

 

Anna: Was sind deiner Meinung nach die größten Trends im E-Commerce in 2019?

 

Hannes: Für mich sind es natürlich eher Trends im Konsumentenverhalten. Dass wir immer mehr leihen statt kaufen und uns mehr mit Nachhaltigkeit oder sogar Regionalität beschäftigen, hat brutale Auswirkungen auf den Handel und Online-Shops. Zunehmend werden Markenartikler feststellen, dass Amazon nicht der richtige Kanal für die Brand Experience ist und Chancen für die Zukunft verloren gehen. Daraus werden völlig neue Shopkonzepte entstehen, die mit dem stationären Handel kombiniert werden.

 

 

Anna: Was sind die drei wichtigsten Tipps, die du einem Händler raten würdest, der sein E-Commerce-Business demnächst starten wird und Kunden langfristig glücklich machen will?

 

Hannes: 1. Einzigartigkeit. 2. Begehrlichkeit. Dazu brauchst du 3. Customer Insights, um die Wünsche der Kunden zu verstehen.

 

 

Anna: Wenn du einen Wunsch frei hättest – was würdest du dir für den E-Commerce in zwei Jahren wünschen?

 

Hannes: Dass die digitale Handelsszene in Deutschland nicht von wenigen B2B-Influencern in die falsche Richtung getrieben wird. Dass wir uns dadurch weniger mit Amazon-Zahlen und Marktplatz-Utopien beschäftigen und endlich wieder Shops für den Kunden bauen.

 

Vielen Dank für das spannende Interview. Wir freuen uns, dich als Speaker bei der Meet Magento DE an Bord zu haben!